Frechmut? Was soll das denn sein? Es steckt im Wort – frech und mutig. Wer hat´s erfunden? Die Schweizer.

Seriosität muss nicht langweilig sein

Gelegentlich blättere ich beim Frühstück am Samstagsmorgen die Stellenanzeigen durch und ehrlich gesagt, habe ich eine Tasse Kaffee später schon vergessen, welches Unternehmen Mitarbeiter sucht und welche Stellen besetzt werden sollen. Ich erinnere mich an meine eigenen Stellenanzeigen in der Vergangenheit. Die waren manchmal auffällig, weil sie groß und farbig waren. Der Inhalt war meist auch nicht kreativer als „Ihre Aufgaben“, „Ihre Qualifikationen“ und „Was wir bieten“. Das unterscheidet sich in dem Stellenanzeigen-Einheitsmenü wie Linsensuppe von Erbseneintopf. Langweilig.

Sichtbar sein als Arbeitgeber, in Erinnerung bleiben – das sind die Herausforderungen an das Personalmarketing und Recruiting. Das Prinzip „Stelle ausschreiben und beten“ ist in die Jahre gekommen. Langeweile zieht selten interessante Menschen an. Die eingehenden Bewerbungen sind oft genauso standardisiert und unaufregend wie eben Linsensuppe.

Und was hat das mit Frechmut zu tun?

Für Jörg Buckmann, den Erfinder des Frechmuts und Autor des Buches „Einstellungssache: Personalgewinnung mit Frechmut und Können” [Werbung] ist Frechmut ein Mindset, das Personaler brauchen, um am Arbeitsmarkt den entscheidenden Unterschied zu machen. Frech, Mut, Leidenschaft, Ego und Tun seien die Voraussetzungen für frechmutige Personalarbeit.

Stellenanzeigen dürfen frech sein, mit einem Augenzwinkern. Die Stadtpolizei Zürich sucht zum Beispiel mit einem flotten Kommentar auf ihren Fahrzeugen nach Bewerbern oder das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern fragt bei der Lehrersuche kess „Willst Du 18 Kinder von mir?“

Stadtpolizei-Zürich

Da braucht es schon eine gehörige Portion Kreativität, eine tolle Agentur oder beides, um sich als Rockstar der Arbeitgeber zu positionieren. Und Vorsicht: Eine reißerische Anzeige, die viel verspricht und sich am Ende als Mogelpackung und Langeweile-Tarnung entpuppt, wird das Arbeitgeberimage nicht stärken.

Werde ein Celebrity-Personaler

Mit der Entscheidung, mehr Frechmut zu leben, trittst Du aus dem Schatten Deines Personalbüros heraus. Das braucht den Mut, gewohnte Wege zu verlassen, neue Lösungen zu finden und die auch ganz konkret umzusetzen.

Ich kenne einige PersonalerInnen, die voller Begeisterung für ihre Arbeit sind, experimentieren und Neues ausprobieren. „Wie geil ist das denn?“ ist ein Ausruf von Ali Mahlodji (Chief Storyteller, CEO & Founder bei WHATCHADO GmbH), aus dem er dann firmenintern die wgidd-Projekte ins Leben rief. Durch das Ausloten der Grenzen, dem Vertrauen in Deine eigenen Stärken und große Leidenschaft für Deine Aufgabe wirst Du zum Musterunterbrecher. Wag es einfach und xxx

Mach die nächsten Schritte zum Frechmutler

Frechmut ist eine Denkhaltung, bei der es nicht um das Theoretisieren und das Entwickeln komplexer Konzepte geht. Frechmut beginnt im Kleinen, in Deinem eigenen Umfeld. An der Stelle, wo DU gestalten darfst.

Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen gibt es selten eine Personalmarketing-Abteilung und auch kein großes Budget für eine Agentur. Die PersonalerInnen sind Allrounder. Also liegt es an Dir, die notwendigen Schritte zu machen, um schon bei der nächsten Stellenanzeige „anders“ zu sein. Es geht nicht darum, ein riesiges Projekt zu planen, um am Ende in Regungslosigkeit zu verharren, weil die Aufgabe zu gewaltig scheint und das Budget zu klein. Mach kleine Schritte. Vielleicht ein paar mehr und Du wirst sehen, wie schnell sich der Frechmut ausweitet.

Frag Dich als erstes, wie der Auftritt Deines Unternehmens heute ist. Würdest DU Dich bewerben?

  • Welche Medien sind im Einsatz?
  • Klassisch Print?
  • Online-Anzeigen, Jobportale?
  • Du kannst auch die Möglichkeiten der Radiowerbung bei einem lokalen Sender prüfen. Vielleicht erreicht ein kleiner Spot zur typischen Pendlerzeit einen Großteil Deiner Zielgruppe.
  • Hast Du schon über Außenwerbung nachgedacht, zum Beispiel Plakate am Bahnhof oder an einer Bushaltestelle in der Nähe Eures Standortes?

Stellenanzeige an der Tram

Welche Kanäle nutzt Du für die Stellenanzeigen? Welche Möglichkeiten sind ungenutzt?

  • Social Media, zum Beispiel XING, Facebook, Twitter?
  • Ein Video kann Dich unterstützen, das Unternehmen zu präsentieren und die richtigen Kandidaten anzusprechen.
  • Wie attraktiv ist Eure Website für Bewerber gestaltet?
  • Kennst Du die Plattformen zur Arbeitgeber-Bewertung und die Einträge über Dein Unternehmen?

Am Besten nimmst Du Dir jetzt ein paar Minuten Zeit und schreibst einfach alles auf, was Dir zu dem Thema gerade durch den Kopf geht. Wähle einen Punkt, den Du in den nächsten 48 Stunden umsetzen wirst. Es darf auch eine Kleinigkeit sein. Du wirst sehen, der erste konkrete Schritt zum Frechmutler ist schnell getan.

Hab Spaß dabei,
Silke