Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Zuckerbrot. Und so entwickeln viele Unternehmen schöne Incentivekonzepte, um ihre Mitarbeiter zu motivieren. Würden Sie sich mit Metaprogrammen auskennen, wäre schnell klar, warum das nur teilweise funktioniert. Große Ziele und Belohnungen sind nicht für jeden das passende Motivationsmittel. Andere brauchen dazu eben doch bildlich gesprochen die Peitsche, um in Schwung zu kommen.

Ich berichte Dir von meinen ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Thema. Vor knapp fünf Jahren habe ich einen großen Schritt gemacht: ich habe meine norddeutsche Heimat verlassen und bin nach Vorarlberg gezogen. Ich komme zum Glück aus Osnabrück und mein noch größeres Glück fand ich in Dornbirn. Also bin ich umgezogen, zu meinem Partner.

Unsere gemeinsame Wohnung war für mich von vornherein eine Übergangslösung. Die Wohnung war groß und günstig, doch ich mochte die Wohngegend nicht. Das Haus war so hellhörig, dass ich das Fernsehprogramm der Nachbarin mithören konnte. Es gab keinen festen Parkplatz für unser Auto. Am Wochenende war es in den Morgenstunden laut, wenn die Partygänger nach Hause kamen und mit jedem Tag nervten mich die Zigarettenkippen und Energydrinkdosen der jugendlichen Hausbewohner vor der Haustür immer mehr. Das Wasser in der Dusche hatte keine stabile Wassertemperatur, wenn jemand im Haus gerade den Geschirrspüler oder die Waschmaschine angestellt hatte. Mir wurde immer klarer, dass wir umziehen müssen.

Ich hatte mir schon immer gewünscht, dort zu leben, wo andere Urlaub machen. Meine Vision von einem Haus am Berg wurde immer klarer. Ich wünschte mir, in einem großen Haus zu leben. Ganz modern, mit einem hellen Wohnzimmer und Kamin. Das Wichtigste war es, freie Sicht auf die Berge zu haben. Und viel Platz. Ich wollte die Ruhe in den Bergen genießen, mich von der Weitsicht inspirieren lassen. Es ist uns gelungen, diesen Traum zu realisieren und nun haben wir alle Vorteile eines ländlichen Dorflebens in den Bergen. Sogar mit Kamin in einem hellen Wohnzimmer.

Warum ich das alles erzähle? Du hast die ersten Absätze vermutlich aufmerksam gelesen und Dir ist aufgefallen, dass ich erst davon geschrieben habe, was ich nicht mehr wollte und dann davon, was mein Ziel war. Das zeigt Dir die zwei Seiten des Metaprogrammes „weg von – hin zu“, über das Du heute mehr erfährst.

Metaprogramm „weg von“ oder „hin zu“ – was ist die Richtung der Motivation?

Bei diesem Metaprogramm geht es um die Richtung der Motivation. Die zwei äußersten Positionen unseres Metaprogramm-Reglers sind „weg von“ und „hin zu“. Wie kommt jemand ins Handeln? Indem er sich von einem Problem fortbewegt oder auf ein Ziel zubewegt? Was treibt ihn an: Schmerz oder Freude?

Schauen wir noch einmal auf mein Beispiel, auf die Sprache.

„Heimat verlassen, Übergangslösung, mochte die Wohngegend nicht, …keine stabile Wassertemperatur, umziehen müssen.“ All diese Aussagen zeigen deutlich, dass mir klar, was ich nicht wollte.

„Schon immer gewünscht, meine Vision, genießen, Traum realisieren, Vorteile.“ Hier wird deutlich, dass mein Ziel klar ist. Ich bewege mich sozusagen auf das Traumhaus in den Bergen zu.

Ein Mensch kann nicht beide Pole des Metaprogramms als sein unbewusstes Muster haben. Es gibt auch keine neutrale Position, sondern immer Tendenz zu einer Seite bis hin zur äußersten Position. Nun habe ich von beiden geschrieben. Und auch das ist richtig. In einem entspannten Zustand ist jeder Mensch in der Lage, auch sein nicht typisches Metaprogramm zu nutzen.

Ein starkes Motivationssystem: Kombination aus „weg von“ und „hin zu“

Ich bin recht stark „weg von“ orientiert. Ich sehe Probleme und weiß, was ich nicht möchte. Das Lösen von Problemen ist für mich ein starker Antreiber. Um diese Fort-Bewegung nun nicht einfach ein hektisches Krisenmanagement werden zu lassen, mache ich mir bei jedem Punkt, über den ich weiß, dass ich ihn so nicht möchte, auch ganz klar, wie das Ziel aussieht. So kann ich mit einem Doppelantrieb arbeiten: weg von dem, was ich nicht möchte und als Katalysator die Richtung auf mein Ziel hinzu nutzen.

Das machen sich zum Beispiel auch viele Ratgeber im Buchtitel zunutze:

  • „Raus aus dem Druck – rein ins Leben“
  • „Lassen Sie unbewusste Blockaden los und finden Sie ihren Traumjob.“
  • „Endlich Nichtraucher. Der einfache Weg, um mit dem Rauchen Schluss zu machen.“

Metaprogramm-Ausprägung „weg von“

Menschen mit diesem Metaprogramm werden aktiv, wenn es Probleme gibt. Sie sind motiviert, wenn es darum geht, Probleme zu lösen oder ein drohendes Ereignis zu vermeiden. Sie sind gut im Krisenmanagement und Hindernisse in der Planungsphase ausfindig zu machen. Sie bemerken schnell, wenn etwas nicht stimmt oder schief gehen könnte. Sie möchten fehlerfrei arbeiten. Durch Terminsetzungen werden sie aktiv; aus einem Termin wird schnell eine „Deadline“.

Manchmal haben Weg-von-Motivierte Schwierigkeiten, sich auf ihre Ziele zu konzentrieren, weil sie leicht ablenkbar sind und auf jede negative Situation reagieren müssen. Sie können alles stehen und liegen lassen, um etwas zu reparieren oder in Ordnung zu bringen. Im Extremfall vergessen sie ihre Prioritäten und konzentrieren sich darauf, Krisen zu bewältigen. Je mehr Probleme, umso aktiver sind sie.

Ärzte und Mediziner sind stark „weg von“ orientiert. Das Metaprogramm ist vorteilhaft bei Mitarbeitern in der Qualitätssicherung, im Lektorat, Buchhaltung und bei Reinigungskräften.

Metaprogramm-Ausprägung „hin zu“

Menschen mit dieser Ausprägung des Metaprogramms bewegen sich auf etwas zu. Ihr Denken wird von den Zielen bestimmt, die sie erreichen wollen. Sie motivieren sich durch das, was sie bekommen und erreichen möchten. Da sie sich auf ihr Ziel konzentrieren, können sie in der Regel gut mit Prioritäten umgehen. Sie schöpfen Begeisterung aus ihren Zielen und haben ein klares Bild ihrer Zukunft.

Manchmal fällt es den Hin-zu-Orientierten schwer, Probleme zu erkennen oder zu sehen, wenn etwas vermieden werden sollte. Im Extremfall wirken sie vor allem auf Weg-von-Motivierte wie Tagträumer, die naiv sind, weil sie Hindernisse nicht in Betracht ziehen. Sie treffen potenziell riskante Entscheidungen, weil sie nicht genug abwägen.

Eine Hin-zu-Motivation ist vorteilhaft bei allen Mitarbeitern mit Ergebnisverantwortung und klaren Zielvorgaben, zum Beispiel im Projektmanagement, in Führungspositionen, im Bereich Strategie und viele Positionen im Verkauf.

Das Metaprogramm „hin zu – weg von“ erkennen

In Vorstellungsgesprächen wirst Du das Metaprogramm des Bewerbers schon oft bei seiner persönlichen Vorstellung erkennen. Achte darauf, ob er bislang immer Dinge vermieden hat oder sich auf etwas zubewegte.

Die Antwort auf die Frage „Wie kam es zum Wechsel von Firma A nach B?“ bietet Dir ebenfalls viele Hinweise. Oder frage den Bewerber danach, was ihm an seiner Arbeit wichtig ist. Auf Basis seiner Antwort stellst Du Vertiefungsfragen. Das könnte so aussehen:

  • Du: „Was ist Ihnen an Ihrer Arbeit wichtig?“
  • Bewerberpartner: „Mir ist wichtig, dass ich nicht in einem Einzelbüro sitze.“ (weg von)
  • Du: „Warum ist es Ihnen wichtig, nicht in einem Einzelbüro zu sitzen?“
  • Bewerberpartner: „Weil ich gerne mit anderen Menschen zusammen arbeite.“ (hin zu)
  • Du: „Warum ist es Ihnen wichtig, mit anderen zusammen zu arbeiten?“
  • Bewerberpartner: „Der Austausch mit anderen tut gut.“ (hin zu)
  • Du: „Warum ist Ihnen der Austausch mit anderen wichtig?“
  • Bewerberpartner: „Weil ich dann auch Feedback bekomme.“ (hin zu)

Der Bewerber hätte vorwiegend hin zu motivierte Antworten gegeben. Du kannst also annehmen, dass dieses sein Metaprogramm ist.

Ist „weg von“ nicht doch die schlechtere Variante des Metaprogramms?

Viele Menschen bewerten ein „hin zu“ gerichtetes Muster als positiv, während „weg von“ als negativ empfunden wird. Diese Betrachtungsweise ist eine Interpretation, die dem „positiven Denken“ geschuldet ist. Ich persönlich finde diese Wertung bedauerlich, denn bei dem Metaprogramm geht es lediglich um den Auslöser, der jemanden zum Handeln veranlasst.

„Hin zu“ ist bei Bewerbern oft die „Image-Variante“. Unter den positiv formulierten Werten können sich auch Weg-von-Muster befinden. Hier sind eine gute Beobachtung und ein Prüfen des Musters an anderer Stelle notwendig. Wie kongruent sind Körpersprache und Stimme zu Inhalt? „Oft klingt der Stimmklang bei Kandidaten „oberflächlich“ und „unabgeschlossen“, so als ob sie noch weitersprechen möchten, es aber nicht machen.“ beschreibt Ralph Köbler [Werbung] seine Wahrnehmung dazu.

Mutter Teresa hatte beispielsweise eine deutliche Weg-von-Motivation und hat mit ihrer Arbeit so viel Wunderbares geleistet. Wichtig ist es, das relevante Metaprogramm zu erkennen und motivierend für sich selbst zu nutzen und die Mitarbeiter im Unternehmen so einzusetzen, dass ihr individuelles Profil eine Stärke bleibt – oder dazu wird.

Hier erklärt Shelle Rose Charvet, die Entwicklerin der Sprach- und Verhaltensprofile auf Basis von Metaprogrammen, die zwei Richtungsfilter „weg von“ und „hin zu“:

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Metaprogramm „hin zu – weg von“: motiviert durch Zuckerbrot oder Peitsche?

Das Programm beschreibt den Richtungsfilter der Motivation. Ist jemand eher durch Schmerz („weg von“) motiviert oder treibt ihn Freude an („hin zu“)? Problemvermeider und –löser oder Initiator?

Beide Programme bringen richtig eingesetzt viele Vorteile mit sich.

Im entspannten Zustand hat jeder Mensch auch Zugriff auf das nicht typische Metaprogramm. So kann er sich ein starkes Motivationssystem durch die Kombinationen der gegensätzlichen Pole aufbauen.

Hast Du Dein persönliches Muster erkannt? Welches ist es? Und wie gut kannst Du es bei Deinen Aufgaben einsetzen?